Deutsche Börse ETF-Forum 2025 in Frankfurt: Europas ETF-Markt zwischen Dynamik und Reife

31. Okt. 2025

Deutsche Börse ETF-Forum 2025 in Frankfurt: Europas ETF-Markt zwischen Dynamik und Reife

Rund 400 Fachleute aus der Investmentbranche kamen am 21. Oktober 2025 zum 16. ETF-Forum im Kap Europa in Frankfurt zusammen. Als eines der größten  Branchentreffen Europas bot die Konferenz einen umfassenden Überblick über die Trends und Herausforderungen des ETF-Marktes – von strukturellem Wachstum über technologische Innovationen bis hin zu regulatorischen Entwicklungen.

25 Jahre ETFs auf Xetra – eine Erfolgsgeschichte

In seiner Eröffnungsrede erinnerte Eric Leupold, Head of Cash Market bei der Deutschen Börse, an die Anfänge in Deutschland: „Vor 25 Jahren starteten wir mit nur zwei ETFs – heute sind es mehr als 2.500 gelistete Produkte und beim verwalteten Vermögen hat der europäische Markt bereits die Marke von drei Billionen US-Dollar überschritten.“ Laut den neuesten Zahlen des BVI belief sich das in ETFs für deutsche Anleger verwaltete Vermögen im Juni 2025 auf rund 500 Milliarden Euro –  ein deutlicher Anstieg gegenüber 309 Milliarden Euro im Juni 2023.

Laut Leupold demokratisieren ETFs den Kapitalmarkt, kombinieren institutionelle Effizienz mit Zugang für Privatanleger und tragen entscheidend zur finanziellen Bildung in Europa bei.

Er betonte die wachsende Bedeutung privater Anleger, deren Handelsanteil sich in den letzten 5 Jahren auf rund 15 Prozent verdoppelt hat. Spezielle Programme wie das im März gestartete Retail-Angebot für ETFs haben dafür gesorgt, dass Retail-Orders im Wert von über 2 Milliarden Euro von Preisverbesserungen profitierten.

Expertenpanel: Zukunftsperspektiven für die ETF-Branche

Der Auftakt des Forums setzte inhaltlich den Ton: Gregoire Blanc (Amundi), Jim Goldie (Invesco) und Jamie Hartley (Xtrackers) diskutierten die künftige Entwicklung der Branche.

Das Fazit: Der ETF-Markt befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Das Handelsvolumen habe sich seit 2020 verdoppelt, die Marktliquidität nähere sich in einigen Segmenten dem US-Niveau. Besonders deutlich zeige sich das Wachstum im institutionellen Handel, auch mit großen Einzelorders, und vor allem im Retail-Markt.

Goldie verwies auf den enormen Anstieg der Standard-Handelsvolumina. So wäre das normale Volumen heute doppelt so hoch wie im März 2020. Hartley sieht, dass die Digitalisierung Privatanlegern neue Zugänge eröffne.

Goldie betonte die Bedeutung effizienter Rahmenbedingungen, Blanc wünschte sich klare Standards, um der Fragmentierung des europäischen Marktes entgegenzuwirken.

Einigkeit herrschte darüber, dass Europa an einem Wendepunkt steht – vom Sparer zum Anleger. Erfolgsfaktoren seien Sparpläne, der Handel mit Bruchstücken und die stetige Professionalisierung der Marktstrukturen.

Wirtschaftsausblick weltweit: Investieren in unsicheren Zeiten

Ebenfalls Tradition ist der volkswirtschaftliche Ausblick. Jens Eisenschmidt (Morgan Stanley), Tuan Huynh (BlackRock) und Simon MacAdam (Capital Economics) zeigten sich vorsichtig optimistisch: Während die USA den wirtschaftlichen „Sturm“ besser überstehen und vom KI-Boom profitieren, der noch eine Weile anhalten könne, steht Europa vor strukturellen Herausforderungen – von Bürokratie über demografische Belastungen bis zu geopolitischen Risiken. Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben böten zwar Impulse, doch das Wachstum bleibe begrenzt.

Eisenschmidt erwartet, dass die Hauptwirkungen globaler Handelskonflikte erst noch bevorstehen. Huynh betonte die Resilienz der Märkte und die zunehmende Bedeutung von Infrastrukturinvestitionen, während MacAdam auf eine insgesamt gedämpfte, aber stabile Weltwirtschaft verwies.

Active ETFs: Alpha generieren und die Portfolio-Rendite

In der Diskussion über Active ETFs unterstrichen Ilia Chelomianski (Fidelity), Barbara Claus, (FondsConsult), Simon Werkheiser (J.P. Morgan) die Bedeutung aktiver Strategien in einem zunehmend differenzierten Markt.

Claus verwies auf die Anforderungen an Produktqualität: Mindestens fünf Jahre Track Record oder – falls wegen der Neuheit des Trends nicht möglich – eine bewährte Performance über drei Jahre mit vier Marktzyklen. „Eine Outperformance muss die Kosten übersteigen“, so Claus. Besonders im Anleihenbereich sehen die Experten aktuell Chancen für aktives Management.

Strategien zur Erreichung von Stabilität und Ertrag im Jahr 2025: Neue Chancen erkennen und nutzen

Paras Bakrania (First Trust), Florian Körner (VanEck) und Andre Voinea (HANetf) widmeten sich neuen Produkttrends.

Für Voinea liegt der Fokus auf Rüstungs- und Verteidigungsinvestments. Der Markt wachse, getrieben vor allem von Retailnachfrage aus Deutschland, zunehmend auch unter Nachhaltigkeitskriterien: Inzwischen gebe es Artikel-8-Fonds, die Rüstungsaktien einschließen.

Privatanleger setzen stärker auf Diversifikation, reduzieren Währungsrisiken und nutzen Zinsdifferenzen gezielt. Körner beobachtet zudem, dass sich private Anleger vor allem auf Aktien fokussieren, während professionelle Investoren auf regelmäßige Ausschüttungen mit Dividendentitel sowie auf ertragsorientierte Strategien wie Covered Calls setzen.

Ein neuer Trend sind Buffer ETFs, die Verlustrisiken begrenzen und Ertragschancen kappen – interessant vor allem für Anleger in der Entnahmephase. „Education ist der Schlüssel“ für Bakrania.

ETF-Handel optimieren: Strategien für bessere Ausführung

Im Panel zur Handelsausführung erläuterten Robin Mess (XYT), Frank Mohr (Société Générale) und Alex Roubaud (BlackRock) die technische Weiterentwicklung des Handels seit seinen Anfängen.

Der Wandel ist deutlich: Vom manuellen Orderprozess mit Excel-Listen hin zu algorithmischem Trading und automatisierten Market-Making-Strukturen. „Algo-Trading und Market Making wachsen immer stärker zusammen“, erklärte Mohr.

Fazit der Runde: Es gibt nicht den einen Handelsweg, sondern eine Vielzahl an Ausführungsoptionen – entscheidend sei die Transparenz über Preisqualität und Liquidität.

Retailmarkt im Wandel

Abschließend griffen Sören Ganz (flatexDEGIRO), Axel Schmidt und Sven Schumann (beide Deutsche Börse Group) das tagsüber häufig angesprochene Verhalten privater Anlegerinnen und Anleger auf.

Schumann verwies auf eine Aufteilung der Anleger in drei Gruppen: Etwa 30 Prozent investierten bereits regelmäßig, 30 Prozent noch nicht und 30 Prozent könnten es sich derzeit nicht leisten. Ziel müsse es sein, „die mittleren 30 Prozent zu erreichen“.

Ganz ging auf den starken Zuwachs bei Sparplänen ein, die es Anlegern ermöglichen, auch mit kleinen Beträgen regelmäßig zu investieren und langfristig Vermögen aufzubauen.

Schmidt betont die Bedeutung von Kosten. Anleger achteten insbesondere auf die expliziten Gebühren, die impliziten Kosten seien weniger zugänglich. Langfristig erwartet er eine Senkung der Orderkosten auf Null. Hier setze der Xetra-Service für private Anleger an. Mit dem neuen Angebot für ETFs konnten Privatanleger bereits Preisvorteile von durchschnittlich 7,50 Euro pro Order erzielen. Außerdem sei eine Ausweitung der Handelszeiten geplant.

Workshops am Mittag: Strategien, Innovation und Praxiswissen

In sechs Workshops bot das ETF-Forum am Mittag praxisnahe Einblicke in zentrale Zukunftsthemen der Branche.

Im Workshop „Entering the ETF Market ging es um Wege und Herausforderungen für neue Anbieter – von regulatorischen Anforderungen bis zu Skaleneffekten und Markenaufbau. „Bitcoin, Ethereum & Co. beleuchtete Chancen und Grenzen von Kryptoanlagen in institutionellen Portfolios: Digitale Assets gelten zunehmend als strategische Beimischung, bleiben aber volatil.

Thematisch ausgerichtete Investments standen im Fokus von „European Defense and AI, wo Verteidigungsausgaben und technologische Innovation als langfristige Wachstumstreiber diskutiert wurden. Der Workshop „Future Trends in the Post-Trade ETF Ecosystem zeigte, wie das neue T+1-Abwicklungsregime und Effizienzinitiativen wie ICSD+ die Marktinfrastruktur verändern.

Mit „Cross Asset ETF Options Overlays wurden fortgeschrittene Strategien vorgestellt, die durch den gezielten Einsatz von Optionen Renditepotenzial und Risikosteuerung verbessern. Abschließend verdeutlichte „The Power of Data, wie datengetriebene Analysen – etwa zu Liquidität, Kosten und Kapitalflüssen – fundierte Investmententscheidungen ermöglichen.

Fazit: Think big!

Das ETF-Forum 2025 zeigte eindrucksvoll, wie stark sich der europäische ETF-Markt professionalisiert und diversifiziert hat. Ob im institutionellen Handel, bei Retail-Anlegern oder in der Produktinnovation – Wachstum, Digitalisierung und Regulierung bilden die drei zentralen Achsen.

Die Botschaft des Tages fasste Eric Leupold in seiner Eröffnungsrede zusammen: „Die nächsten 25 Jahre werden nicht durch Größe allein entschieden, sondern durch Innovation und Zusammenarbeit. „Think big!“


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Weiterführende Informationen zur Handhabung von Störungen finden Sie im Emergency Playbook, das Sie auf der Xetra Internetseite unter Technologie --> T7-Handelsarchitektur --> Notfallprozesse finden. Detaillierte Informationen zur Kommunikation während einer Störung, zu Wiedereröffnungsmaßnahmen und Handlungsempfehlungen für den Order- und Transaktionsabgleich finden Sie in den Kapiteln 4.2, 4.3 bzw. 4.4. Konkrete Informationen bezüglich der jeweiligen Störung werden während der Störung über Newsboard Message veröffentlicht. 

Wir empfehlen dringend, aufgrund der Hinweise im Markt-Statusfenster keine Entscheidungen zu treffen, sondern sich in jedem Fall auf dem Produktion Newsboard  umfassend über den Vorfall zu informieren.


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