Einer seiner ersten Aufträge als Fotograf führte Gruyaert 1969 nach Marokko; ein Land, das ihn zutiefst faszinierte und in dem er sich mehrfach monatelang aufhielt. Insbesondere das Sonnenlicht, das die leuchtenden Farben der Landschaften verstärkte, sowie das Zusammenspiel von Natur und Architektur ermutigten ihn, sich dem Farbfilm zuzuwenden. Von da an wurde die Farbe – die er anfangs in Belgien noch eher zurückhaltend eingesetzt hatte – zum zentralen Gestaltungsmittel in seinem Werk, was innerhalb der künstlerischen Fotografie der 1970er Jahre noch eher ungewöhnlich war. 1982 wurde Gruyaert Mitglied der renommierten Fotoagentur Magnum. Durch die von ihr vergebenen Aufträge wurden ihm neue Möglichkeiten eröffnet, die Welt zu bereisen. Die dabei gewonnenen vielfältigen Eindrücke flossen in seine einzigartige Bildsprache ein. Anders als viele seiner Kolleg*innen machte er seine Aufnahmen weniger aus einem journalistischen Interesse, sondern mehr aus dem Wunsch heraus, die Atmosphäre eines Ortes sowie die Stimmung des Moments der Aufnahme einzufangen. Gruyaert erschuf Bilder, die weit über die bloße Dokumentation hinausgehen und von einem malerischen, in der Wahl des Bildraumes nahezu filmischen Blick auf die Welt geprägt sind.